von GoodByteXL » Do 17. Feb 2005, 21:27
Hallo Andreas!
Wie du sicher noch erinnern kannst, war ich längere Zeit mit dem executive CEO von Infogrames im E-Mail-Kontakt wegen ATARI-8-Bit allgemein und Software im Besonderen. Aus den Mails ließ sich klar herauslesen, dass sie bei normalem Geschäftsverlauf die Rechte niemals abgeben werden und an einer Lizenzierung nur interessiert sind, wenn sie wirtschaftlichen Nutzen bringen kann. Beides dürfte sich auch trotz der geschäftlichen Schwierigkeiten von Infogrames und dem abschwachenden Geschäftsverlauf von ATARI kaum ändern. Und wie man an den "Neuauflagen" z.B. jetzt die 7800er sehen kann, will man alles verwerten, was geht (Hard- & Software). Vielleicht bekommen wir in ein paar Jahren einen PseudoATARI800 als Retrobox bei Aldi im Bundling mit Kaugummi oder so ...
Was die Kosten für eine Lizenzierung in welcher Form auch immer angeht, sollten wir erstmal mit Geldern aus der Clubkasse Lotto spielen und den Jackpot knacken, wenn er so richtig voll ist. Dann kommen wir vielleicht mit den Rechteinhabern ins Geschäft. Da dummerweise anders auch die Hardwarerechte nicht zu bekommen sind, brauchen wir über eine Neuauflage der 8-Bit-Reihe "Manufactured in Germany" wohl nicht zu intensiv nachdenken. Eher interessant wären m.E. Rechte an Hardware von Zubehörproduzenten, falls sie diese wie dankenswerter Weise Bernhard Engl nicht ohnehin freigeben für den ABBUC.
Z.B. die Floppies von CA (ehemals Indus GT) besitzen sicher einiges Potential für weitere Entwicklungen. Leider sind viel zuwenige Rechteinhaber bereit, uns als Club etwas zu überlassen, weil wir uns ja vielleicht einen goldenen Fuji damit verdienen könnten ....
Auch bei OSS, später ICD hat man mir ähnlich aufgespielt. Keine Chance, dann wurde alles an den tollen Erfinder des MARS8-Projectes verramscht und verschwand in der Versenkung. Na ja, immerhin kann man Clones aus Polen bekommen, wenn auch immer weniger.
Geld regiert die Welt und ist immer Dreh- und Angelpunkt für solche Geister. Ansonsten hätten wir wesentlich mehr interessante Hard- und Software aus der tollen Homecomputerzeit frei verfügbar.
Als Anwenderfreak bedauere ich besonders, dass all die guten Anwendungen im SOHO-Bereich nicht zu bekommen sind. Sie zeigen sehr gut die Einbindung der damals für Privatanwender erschwinglichen Computersysteme (e.g. ATARI 8-Bit) in Berufs- und Privatleben sowie Entwicklung und Forschung. Ich habe ein wenig resigniert, da bei all den vielen Versuchen in den letzten fast 10 Jahren hauptsächlich Spiele zu bekommen waren. Und leider auch nicht immer die besten, da diese ja vielleicht noch mal retromäßig verwertet werden könnten ...
Gut erinnern kann ich mich z.B. auch an das "sehr kollegiale" Verhalten von Dan Bricklin (Programmierer von VisiCalc) erinnern. Nachdem ich wochenlang mit ihm hin- und hergemailt hatte, er schließlich um Zusendung einer Kopie meines Originals bat (als ATARI-Image zusammen mit einem EMU zum Prüfen auf PC-Basis zugeschickt), habe ich noch zwei hinhaltende und dann gar keine E-Mails mehr bekommen. Auf seiner Webseite hat sich bezüglich VisiCalc nur noch das Copyright-Datum der Webseite geändert - Hinweise auf Umsetzungen auf andere Systeme sind kein Thema. Da aber die PC-Version eine Quasi-Freigabe von Lotus bekommen hat, ist es eigentlich kein Problem, auch Apple, ATARI, Commodore, Sinclair usw. Umsetzungen zu zeigen und bereitzustellen. Nur der Wille und das Interesse sind nicht da. Das trifft übrigens auch auf viele andere Umsetzungen von Software auf unseren kleinen ATARI zu. Da die Originalsoftware oft auf einem anderen System entwickelt wurde, sind die Entwickler/Programmierer meist nicht interessiert an Fragen aus anderen User-Communities. Oftmals wussten sie gar nicht (mehr), dass professionelle Software nicht nur auf IBM oder Apple sondern gerade oft auch auf Homecomputersysteme umgesetzt wurde. In der Erinnerung sind für diese Fachleute Homecomputer nur "Spielkonsolen mit Tastatur".
Dabei wurde z.B. bis Ende der 80er an der Uni in Köln Forschung in verschiedenen Disziplinen auf gesponserten ATARI800-Systemen betrieben. Leider nichts zu bekommen, wie mir Mathias N. letztendlich mitteilte.
Auch hier in den Niederlanden bin ich seit ein paar Wochen an einem "Lager mit 8-Bit-Systemen (NTSC)" dran, das im Schulbereich für "Computerlearning" und "Interactive Training Methods" mit entsprechender Software (damals von ATARI gesponsert) eingesetzt wurde. Die letzten Signale indizieren eher eine Vernichtung im Müll als Überlassung, um bloß nicht noch irgendwo in rechtliche Probleme hineinzurutschen. Aber noch bohre ich ...
Aber vielleicht sollte man nicht allzu schwarz malen. Es gibt ja eine große Anzahl an jungen, dynamischen Elektronikspezialisten im Club und auch hier im Forum, die z.B. das Layout des 800XL-Boards so modifizieren könnten, das man Ersatzboards mit Standard-Chips (e.g. 6502) bestückt herstellen könnte ...

Gruß & GoodByte