2793/2797 - feinadjustieren VR3, VR5 und trimmer


2793/2797 - feinadjustieren VR3, VR5 und trimmer

von re-atari » Di 7. Feb 2006, 20:14
Hallo Alle,

Ich bin neu hier, aber eigentlich schon ein born-again-Atarianer :)

Ich bin bereits 1988, nach 4 Jahre Atari, umgestiegen auf PC. Mein guter alter XL habe Ich doch immer behalten. Als Ich ihn in den letzten Weihnachtsferien mal wieder entstaubte, funktionierte der auch nach diesen 20 Jahre gleich wieder ohne jegliches Problem!

Wenn's Euch gefällt möchte Ich mal eine kleine Geschichte erzählen von meinen Bemühungen eine defekte 1050 Platine wieder am Laufen zu kriegen. Ich bin jetzt soweit, dass Ich VR3, VR5 und den C-trimmer C35 feinadjustieren muss, und hoffe dass jemand mir dabei mit Detailinfo's weiter helfen kann.
Laut Western Digital´s Datasheet zum 2793/2797 braucht man dazu unbedingt ein Oszilloskop, und die hab Ich leider nicht. Ich habe allerdings ein DVM mit frequenzmessung (Metex 3650), und möchte wissen ob es damit auch nicht klappen würde.

Aber erst die Vorgeschichte:
Ich habe die defekte Platine so rund 1987-88 umsonst bekommen. Der Eigentümer hatte wegen Umstieg auf PC seine Atari Sachen bereits verkauft, und die Platine war am Schluss einzig übrig geblieben. Das dazu gehörende Laufwerk hatte er schon vorher weggeschmissen, das Gehäuse wollte er gebrauchen für eine externe Qic-36 Streamer.

Ich erinnere mich, er erzählte, das Laufwerk hatte nach (fehlerhafter) Einbau einer Writeprotect Schalter nicht mehr gebootet (error-138). Seine eigene Versuche das Zeug zu reparieren waren nicht erfolgreich gewesen. Danach hatte er sie zum Teil kannibalisiert, halbwegs aber wieder das Interesse daran verloren.

Als ich die Platine bekam war sie zum Teil tatsächlich gestrippt. Diverse 74LS, die NE592, VR2, 3 und 5, und alle Kondensatoren samt den C-trimmer waren ausgelötet. Seltsamerweise waren die wertvollsten IC's (6507, 2797, 6810, 6532 und der Rom) alle noch da! Ein paar Leiterbahnen waren leider zerstört. Die entfernte C's lagen in einer kleinen Plastikbeutel bei, worum auch immer...

Als der gute alte XL letzte Weinachten wieder lief, wollte Ich mal versuchen diese Platine zu reparieren, und daran, ähnlich wie Bernard Engl mit seinem 1050-Klon erreicht hat, ein hier noch vorhandenes altes 360Kb Teac Laufwerk 'anzuhacken'.

Also habe Ich alle zerstörte Kupferspuren repariert, IC-Sockeln eingelötet und neue IC's montiert, die ursprungliche C's nachgemessen und (wenn o.k.) wieder zurück eingelötet. CPU, FDC, Ram, Riot und Rom waren noch völlig in Ordnung. Nebenbei habe Ich allerdings aufgemerkt, das es im Oszillatorteil (Quartz und LS04) ein Unterschied gibt zwischen diese beide Platinen und die offiziellen Schaltpläne.

Ich konnte mir zu Testzwecken ein funktionierendes 1050 Laufwerk leihen. Bei Inbetriebnahme meldete die reparierte Platine sich nicht: error-138, obwohl Disketten sich beim einlegen wie gewohnt ein paar Sekunden drehten. Abhilfe schaffte hier das austauschen von U1 (CA3086). Das Laufwerk meldete sich jetzt so wie es sein soll, aber es wollte nun partout keinen einzigen Sector lesen (boot error). Die FDC habe Ich probehalber schon ausgetauscht, VR3 , VR5 und den C-trimmer verdreht, alles leider ohne erfolg.

Ich bin jetzt in einer Art Sackgasse geraten.
Weiss jemand ob die C's in dem Lesecircuit auf der Platine sehr kritisch sind? Ist die Feinadjustierung von VR3, VR5 und den C-trimmer sehr kritisch? Beeinflussen die sich unter einander möglicherweise?

Ich weiss, dass man für relativ wenig Geld eine gebrauchte 1050 kaufen kann. Es macht mir einfach mehr Spass etwas erfolgreich gehackt zu haben...

Grüss'n,

Re-atari

von Gast » Di 7. Feb 2006, 20:39
Hi re-atari

Als erstes sollte die Reihenfolge der Abgleichvorschrift eingehalten werden ( Ist auch in der Doku zum 1050-Klon enthalten).

Danach solltest du mal die Drehzahl des Diskettenmotors überprüfen. Bei einem Wechsel des PCB wird diese nicht mehr korrekt sein. Eingestellt wird mit VR2.

von guus » Di 7. Feb 2006, 23:57
Hallo Re-Atari,

Es gibt auch ein Testprogram für den 1050.
Damit ist zumindest die Drehzahl und ggf den Spur-0 zu justieren.
Und vieles ist auch per "Probe und Fehlen" (Try and error) zu machen.
Es kann ja nicht schlimmer werden. :lol:
Falls noch Hilfe nötig ist, bitte melden.

mfg.
Guus

von re-atari » Sa 11. Feb 2006, 01:17
Hallo Bernard, Guus,

Danke für Eure Bemerkungen. Es scheint dass der ursprungliche Fehler tatsächlich in U1 (CA3086) sass. Ich habe die Platine jetzt nl. ohne weitere Bastelaufwand wieder am Laufen. :D

Eure Hints waren goldrichtig: Ich brauchte nur die Drehzahl zu adjustieren, die war mit > 340 rpm deutlich zu hoch angesetzt. Beim Herunterschrauben fing es bei ca. 340 rpm dann auf einmal an zu lesen. Formattieren und schreiben wollte es jetzt aber noch nicht so recht. Das gelang nur nachdem Ich die Drehzahl auf den Nennwert von 288 rpm heruntergeschraubt hatte. Eigentlich schade, denn an den Piepsen der Datenübertragung zu hören, werden die Sektoren bei 340 rpm etwa doppelt so schnell gelesen (subjektive Einschätzung). :?

Ich habe noch erwas 'herumexperimentiert' mit VR5 und den C-trimmer, es machte aber eigentlich kein Unterschied ob die auf minimal oder maximal adjustiert waren. Für ein erfolgreiches formattieren und schreiben war die Qualität der Disketten sehr viel wichtiger (ist ja klar...).

Meine Experimente ein Teac Laufwerk hier anzuhacken können jetzt also weiter gehen. Dinge die Ich mir mal aussuchen möchte, sind:
- das 1050-Rom auf 80 Tracks hacken. Teac hat (jedenfalls soweit Ich weiss) in seinen Laufwerken immer 80-track Schrittmotoren (1,8 Grad je Schritt) eingesetzt, und das auch in 360 Kb 40-track Laufwerke. Ich vermute, dass Teac den 40-track Modus in der Laufwerkselektronik integriert hat (Double-Stepping). Sollte das Letzte stimmen, dann wird mein vorgenommenen Teac Hack voraussichtlich kein einziger mit der 1050 kompatibele Formate schreiben oder lesen können. Dazu müsste Double-Stepping im Rom untergebracht werden oder in Hardware implementiert werden.
- die möglichkeit die 1050-Platine auf doppelseitigem Schrieb/Lesebetrieb um zu bauen. Das Teac Laufwerk hat schliesslich bereits 2 Heads. Dabei habe Ich vor kurzem die Schaltpläne zum PC-version des Tandon TM-50 (360 Kb, 34-poligem Shugart interface) gefunden. Es ist überraschend zu sehen wie sich die Elektronik des PC-Laufwerks zu den Schaltplänen der 1050 gleicht, veilleicht kann Ich mir hier etwas 'Reverse Engineering' einfallen lassen.
Die Umbau wird voraussichtlich nur mit einem 2797 funktionieren, denn dieser FDC hat (in gegensatz zur 2793) ein Sideselect eingebaut.

Habt Ihr vielleicht Ideen hierzu? Hat jemand dasselbe früher mal versucht? Gibt es bereits ein dokumentiertes Romlisting der 1050?

Grüss'n,

re-atari

von guus » So 12. Feb 2006, 01:04
Hallo Re-Atari,

Side Select kann ja auch vom I/O aus gemacht werden.
Dies braucht also der Floppy-Controller nicht zu "wissen"

Irgendwo hab ich auch listings vom Floppy 1050 gesehen.
Dies kann sogar ein "Sonderausgabe" vom ABBUC gewesen sein.

Es gibt noch eine Kleinigkeit: Bei 80 Spuren sind die Spuren nicht so breit wie bei 40. Dies kann es schwerig machen um Doppel-Step Floppies im 1050 zu benützen.
Also wird es dann vielleicht schwerig um Disketten zu benützen in mehrere Laufwerke.

Dies soll dich aber bestimmt nicht stoppen. Mach also bitte weiter.
Un wenn ich etwas finde, melde ich mich. (Listings)

mfg.
Guus

von re-atari » So 12. Feb 2006, 15:27
Hoi Guus,

Danke für deine Antwort. Ich werde mich erstmals mal bemühen das Teac Laufwerk tatsächlich an der 1050-Platine anzuhacken. Wenn das schon scheitert...

Ich kann dein Hint zur Spurbreite in 40-track Betrieb völlig zustimmen. In meinen Anfangsjahren mit dem PC gab's auch schon überrachungen wenn man 360Kb Disketten die in meinem HD (1,2Mb) Lauwerk formattiert waren bei Bekannten auf ihren DD Laufwerke zu lesen versuchte. Das scheiterte ziemlich oft, und (natürlich) immer im falschen Augenblick.
Die C'T (Heise Verlag) hat sich damals auch schon mal damit beschäftigt, und konkludierte dass die Spuren Physikalisch so viel schmaler waren, dass das gelieferte Magnetische Signal nicht ausreichend war für DD-Laufwerke.

Ich habe noch mal eine kurze Frage zur Drehzahlmessung. Ich habe die Platine auf 288 rpm justiert mit Hilfe der in Smartdos eingebauten Speedtest (menü-option 'S'). Danach habe Ich zu Testzwecken den Polnischen Klon der '1050 Turbo' (2764, LS10 und LS74, Schaltplan erstellt von Jerzy Szobola) auf Lochrasterplatine aufgebaut und in die Platine eingesteckt. Dieser Klon läuft darin ohne Probleme und das Laufwerk bootet auch auf Turbospeed, nur die in dem Turbo 1050 Rom eingebaute Drehzahlmessung stimmt gar nicht (ist viel zu hoch). Welche dieser zwei ist in deinen Augen zuverlässiger?

Ich habe die Atari 1050-Testdiskette hier als ATR-file, aber Ich kann die leider nicht laden. Mein SIO2PC Interface (Version mit 1489 auf Lochrasterplatine, gebaut nach dem Ape Schaltplan von Stephen Tucker) habe Ich nl. nicht mit Ape (diverse Dos- und Win Versionen) am Laufen bekommen. Ein nachträglich eingebauter DSR/RI Jumper hat da auch nichts geholfen. Ich habe die Verdrahtung schon zigmal überprüft, und es ist korrekt nach dem Schaltplan aufgebaut. Ist der Ape Schaltplan vielleicht fehlerhaft? Ich habe nl. auch in diesem Forum gelesen, dass ein 1489-er SIO2PC immer Probleme geben würde, dies in gegensatz zu Interfaces mit Max232. Ich werde mich mal so eine bauen...

Groeten,

re-atari

von Mathy » So 12. Feb 2006, 17:35
Hallo Re-Atari

Bis Du dir sicher daß der Speedtest von der Turbo 1050 einen zu hohem Wert angibt? Meist sind es die Amerikanischen Speedtests die eine zu hohe Drehzahl angeben. Dies wird dadurch erzeugt, daß die Software den Rechner nicht abfragt ob es sich um ein NTSC oder ein PAL System handelt. NTSC Systeme benutzen eine Bildschirmfrequenz von 60 Hz und PAL Systeme eine von 50 Hz. Die Zahl die SmartDOS (eine Nordamerikanisches Produkt) dir gibt, müßte man also mit 5/6 multiplizieren.

Tschüß

Mathy

von guus » So 12. Feb 2006, 23:59
Hallo Re-Atari,

Meine Erfahrung ist mit den Original 1050 und den Testprogram.
Diese Test in Smartdos ist auch im ordnung.
Wie den Test genau functioniert weiss ich nicht.
Aber ich hab auch festgestellt das es nicht mehr stimm wenn ein Turbo-mode eingeschaltet ist.
Dies trifft auch zu bei einige Copy-Schütz-Methoden
Deswegen hab ich immer ein grösseres Eprom eingebaut und ein Schalter hinzu.
Damit kann mann dan zwichen Original und Turbo wählen.

Ich hab ein SIO2IDE mit Max 232 und CA3086 gemacht.
(Ich kann Schaltplan und Platinenentwurf mal zuschicken)
Dies geht prima und ist auch Hochohmig wie der Bus es gerne hat.
Beim 1489 braucht man +12V und -12V Spanning und dies ist oft die Ursache von Fehlern.

mfg.
Guus

von re-atari » So 19. Feb 2006, 18:02
Mathy, Guus,

Ich habe leider in der vergangenen Woche nicht alzu viel Zeit gehabt um die Sache näher aus zu suchen. Mein Bericht hat deshalb etwas auf sich warten lassen...

@Mathy: die Geschwindigkeitsmessung mit der 1050 Turbo gab, wie Du schriebst, tatsächlich eine zu niedrige statt eine zu hohe Drehzahl an. Ich musste sie also hinaufschrauben um die ´Boot Error´ Meldungen loszuwerden. Vielleicht wird´s durch die Highspeed-Routinen im ROM verursacht. Ich habe deshalb um die Testresultate nicht zu verfälschen die Turbo wieder ausgebaut.

Es ist mich allerdings aufgefallen, dass die Drehzahlmessung mit Smartdos schwankt (mit mehreren verschiedenen Disketten ausprobiert). Die Messung wird 1x pro Sekunde durchgeführt, aber jede vierte Messung fallt sie für eine sehr kurze Zeit ab. Die Drehzahl wird dann ca. 30 rpm niedriger angegeben. Bei der nächsten Messung ist sie dann wieder in Ordnung (288 rpm). An den Piepsen kann man diese Schwankung allerdings nicht abzuhören. Sie haben immer dieselbe Tonhöhe und auch ist die Zeitlupe zwischen den Piepsen identisch.

@Guus: Die +12V und - 12V sind höchstwarscheinlich der Grund warum das SIO2PC Interface bei mir nicht funktioniert. Ich wollte sie nl. an meinem Notebook einzetzen, und diese Geräte bieten am Seriellport normalerweise keine echte RS232- sondern nur TTL-Pegel. Ich muss mir also mal ein MAX232/CA3086 Interface bauen. Ich bedanke mich herzlich für dein freundliches Angebot, doch die Schaltpläne dazu habe Ich bereits.


mfg,

re-atari

von guus » So 19. Feb 2006, 23:38
Hallo Re-Atari,

Bitte, gern gesehen.
Was ich aber anbiete ist nicht nür den Schaltplan.
Es ist auch ein Platinenentwurf, mit PDF-Datei dabei.
Die PDF müsste ich dann GGF noch erstellen, aber die ist kein Thema.
Ich hab schon verschiedene davon gebaut.

Es ist aber auch nicht viel Arbeit um es auf Lochraster-Platine zu verdrahten.

Viel Erfolg,

Guus