IC-Sterben wegen Umstellung auf Bleifrei?
IC-Sterben wegen Umstellung auf Bleifrei?
von Sleepy » Do 16. Mär 2006, 15:29
Ich beobachte in "meiner" Firma z.Z. daß ältere elektronische Bauteile, die `eh schon schwer zu kriegen sind, wohl jetzt ganz aus dem Verkehr gezogen werden (müssen) weil sie Blei enthalten und ab Juli 1006 nur noch mit bleifreien Komponenten gearbeitet werden darf.
Das dürfte zur Folge haben daß alte Bauteil-Restbestände und Bauteile die nur in kleinen Mengen produziert werden und mangels Nachfrage auch nicht auf Bleifrei umgestellt werden, von der Bildfläche verschinden dürften.
Ich weiß nicht welche für den Erhalt des XLs relevanten Standart-Bauteile davon betroffen sein könnten (74er vielleicht?) , aber wer Bauteile hat sollte sie gut aufbewahren. Wer weiß ob sie Ende des Jahres noch verkauft werden dürfen.
Sleepy
von Beetle » Do 16. Mär 2006, 15:54
Jup.
Und das "normale" Elektronik-Lötzinn Sn60Pb2Cu darf dann aufgrund des 38% Bleigehaltes auch nicht mehr verkauft werden. Bleifreies dürfte dann deutlich teurer werden. Also schnell noch ne Rolle von der Hobbytronic/Intermodellbau mitbringen.
Gibt es dann eigentlich Sn98PbCu2, also pures Lötzinn? Da braucht man doch eine höhere Löttemperatur, oder?
Gruss,
Stefan
von Sleepy » Do 16. Mär 2006, 16:15
Wir bekommen in der Firma jedenfalls eine neue Lötmaschine und neue Lötstationen, weil die alten die erforderliche Temperatur nicht schaffen. Wie lange dann für den Privatbereich die bleihaltigen Sachen noch zu kriegen sind bzw. ob es da auch einen Stichtag gibt weiß ich nicht; aber über kurz oder lang wird das bleihaltige Zeug dann wohl verschwinden.
Mein Kollege hat schon eine bleifrei-geeignete Lötstation; die geht bis 450°C.
Ich sehe das Problem aber weniger in den Werkzeugen als halt in den Bauteilen. Viele alte Sachen die jetzt vielleicht noch produziert werden gibt´s dann einfach nicht mehr weil die Umstellung der Produktion auf bleifrei sich wegen der geringen Nachfrage finanziell nicht lohnt.
Sleepy
von andreasb » Do 16. Mär 2006, 17:45
wie ist das generell zu beurteilen?
mal vorausgesetzt dass es für alle teile eine nicht-bleihaltige-alternative gibt:
verändert sich denn die funktion von bauteilen, wenn sie kein blei enthalten. oder anders gesagt: müssen baupläne geändert werden?
haben die andere elektrische eigenschaften?
von HiassofT » Do 16. Mär 2006, 17:55
Nunja, so schlimm sehe ich die ganze Sache nicht. Alle Standardbauteile gibt's inzwischen schon in bleifrei (an der Funktion ändert sich dabei nichts, Andreas, also keine Sorge), und bleihaltige Bauteile (und auch Lötzinn) dürfen ohnehin weiter verkauft werden.
Nur neu auf den Markt gebrachte Geräte dürfen kein Blei enthalten (und sogar da gibt's Ausnahmen, zB für den Medizin- und Luftfahrtbereicht).
Wirklich problematisch sind beim Atari ja eigentlich nur die Custom-Chips, und die werden schon lange nicht mehr produziert...
Der eine oder andere IC wird aber sicher verschwinden, im schlimmsten Fall bedeutet das, daß man einen Ersatztyp suchen muß und evtl. das Platinenlayout etwas ändern muß. Das ist uns zB gerade beim Freezer passiert: Guus hat das Layout so gemacht, daß das RAM unter dem ROM Sockel sitzt. Im Moment gibt's aber keine ICs (mehr), die von der Breite her passen (und bezahlbar sind). Möglicherweise kommen wieder mal neue ICs in der passenden Größe, ansonsten müssen wir halt das Layout umstellen. Funktionierende Ersatztypen gibt's jedenfalls genug (ich habe den Großteil meiner Tests mit breiten ICs gemacht).
so long,
Hias