Vergleich Atari-Grafik mit anderen Homecomputern


Vergleich Atari-Grafik mit anderen Homecomputern

von Soeren » Mo 28. Jun 2010, 18:04
Hallo, vielleicht als kurze Vorstellung, vor gut 20 Jahren erhielt ich meinen ersten Computer. Natürlich ein Atari, Modell 800 XL. Das Besondere war, dass ich ihn noch zu DDR-Zeiten erhalten habe. Von der "berühmten" West-Tante, der ich heute noch sehr dankbar bin, da dieser Computer meinen beruflichen Werdegang beeinflusst hat und heute ganz gut davon leben kann. :D Wie dem auch sei, der erste Computer ist immer etwas besonders, auch wenn die Ausstattung damals verständlicherweise minimal war, mit Datasette und ohne Diskettenlaufwerk und Joystick. Aber wichtig war, dass man sofort mit dem Programmieren loslegen konnte.

Nun zu meiner eigentlichen Frage. Auf Youtube kann man dankenswerterweise sehr viele Previews von Spiele-Klassikern sehen. Dabei erkennt man durchaus auch Unterschiede zu den damaligen 8Bit-Homecomputern. Der große Konkurrent war natürlich der C64. Was auffällt, ist die doch etwas "bessere" Grafik und komplexere Bewegungsabläufe des C64. Keine Angst, das wird jetzt kein Loblied auf die Brotbüchse, dafür bin ich zu sehr Atarianer. :wink: Mich würde einfach nur die technischen Hintergründe interessieren. In irgendeinem Forum bzw. Wiki-Eintrag konnte man lesen, dass aufgrund der Hardware 2D-Grafiken auf dem Commodore besser waren, aber auf dem Atari 3D-Darstellungen besser gelangen, was man an Spielen wie Ballblazer und Yoomp sieht. Ist da was dran? Hat das etwas mit den Sprites/Missiles zu tun? Wurde unterschiedlich viel Speicher reserviert, um diese Grafik-Schablonen abzulegen? Vielleicht wissen die Experten im Forum mehr darüber.

Viele Grüße
Sören

Re: Vergleich Atari-Grafik mit anderen Homecomputern

von thorsten_guenther » Mo 28. Jun 2010, 19:06
Der C64 hat vor allem zwei entscheidende Vorteile: seine 16 Farben können in der Auflösung 160x200 relativ frei verwendet werden, mit Tricks (FLI) sogar völlig frei (es gibt sogar noch weitere Tricks für noch mehr Farben, u.a. Interlacing, die sind dann aber m.W. nicht spieletauglich), und die Sprite-Engine ist deutlich besser (Multicolor-Sprites, die zudem 12 Pixel breit sind - einfarbige Sprites sind sogar 24 Pixel breit, und es gibt gleich 8 davon).

Der drei Jahre ältere Atari entstand deutlich sichtbar zu einer Zeit, als RAM noch richtig teuer war, die ersten 400er wurden mit nur 8KB RAM ausgeliefert und die Profimaschine 800 mit 16KB - man sah wohl schlicht und ergreifend nicht voraus, daß das Fehlen eines Modus mit 4 Bit Farbtiefe in 160 Pixel Breite bzw. ein vergleichbarer Multicolor-Textmodus (also ein "verdoppeltes" Graphics 15 bzw. 13) und die einfarbigen Player einmal die größten Schwachpunkte sein würden - vielfach wurden einfach die Fähigkeiten des VCS2600 verdoppelt. So sind mehr als 4 bzw. 5 Farben pro Zeile in den am besten für typische Spiele geeigneten Modi nicht "drin", sondern diese können nur für "Verzierungen" genutzt werden, ebenso wie die meisten vorhandenen Textmodi nur für Scores oder Begrüßungsbildschirme taugen. Stattdessen gibt es "tolle" speichersparende Grafikmodi mit 40 x 24 und 80 x 48 Pixeln, die kein Mensch benutzt. Absolut keinen Anlaß zur Kritik gibt es hingegen bei den Scrolling- und Overscan-Fähigkeiten (Overscan ist auf dem C64 extrem aufwendig).

Allerdings gibt es auch auf dem C64 einige wenige 2D-Spiele, die deutlich schlechter aussehen als ihr Atari-Pendant (z.B. "Attack of the Mutant Camels" von Jeff Minter).

Die Vorteile des Ataris im 3D-Bereich liegen zum einen in der Möglichkeit, bei 160 Pixeln horizontal mit Graphics 7 eine geringere vertikale Auflösung zu wählen und so den Rechenaufwand zu reduzieren, zum anderen in der schnelleren CPU. So läuft z.B. "Rescue on Fractalus" gefühlt doppelt so schnell.

Thorsten

Re: Vergleich Atari-Grafik mit anderen Homecomputern

von cas » Do 1. Jul 2010, 10:35
Viele Spiele sind auch auf dem C64 entstanden und dann auf andere Systeme portiert worden. Wenn in den 80er Jahren ein Spiel programmiert wurdem, dann wurde beim Spieldesign meist eine bestimmte Hardware optimal ausgenutzt. Bei Portierungen, selbst wenn diese sorgfältig gmacht wurden (was nicht sehr häufig war), sahen die Spiele dann auf den anderen Systemen schlechter aus.

Gegenbeispiel sind die frühen Lucasfilm Spiele (Ballblazer, Rescue on Fraclatus, Eidolon, Koronis Rift), die alle auf dem Atari 800 entstanden sind. Dort sehen die Portierungen auf dem C64 und anderen Systemen bei weitem nicht so gut aus wie auf dem A8.

Die aktuelle "Retro" hat einen schönen Artikel über die frühen Lucasfilm Spiele.

-- Carsten

Re: Vergleich Atari-Grafik mit anderen Homecomputern

von TePe » Sa 3. Jul 2010, 17:57
Geht der Vergleich nicht etwas fehl?

Müsste man den 1979er Atari 800 Chipset nicht eher mit dem VC20 von 1980 vergleichen, den 1982er C64 bzw. den Plus4 nicht gar mit der Amiga LORRAINE ?

TP