von HiassofT » Sa 9. Mär 2013, 17:30
dl7ukk hat geschrieben:Bleibt die Frage; woran erkenne ich einen guten Elko?
Am ehesten durch einen genauen Blick ins Datenblatt. Ist keines verfügbar, ist das schon mal ein schlechtes Zeichen :)
Es gibt bei den Elkos aber sehr viele Parameter die man beachten muß.
Zum einen die spezifizierte maximale Temperatur. Die alleine sagt aber noch nicht allzu viel aus, selbst in der gleichen Serie eines Herstellers gibt's relativ große Unterschiede. zB Bei den Panasonic FC (105°) reicht die Lebensdauer von 1000 bis 5000 Stunden - bei 105°.
Ganz grob kann man sagen, alle 10° weniger verdoppelt sich die Lebensdauer. Die genaue Lebensdauer hängt aber von vielen weiteren Parametern, wie dem Ripple-Strom etc. ab. Aber: ein 105° Elko muß nicht unbedingt viel besser sein / länger halten als ein 85° Elko. Hält der 85° Elko zB 5000 (oder gar 10000) Stunden bei 85° durch und der 105° Elko nur 1000 Stunden bei 105° - damit grob geschätzt 4000 Stunden bei 85° - könnte der 85° Elko insgesamt "besser" sein.
Man muß auch noch auf den Einsatzzweck des Elkos achten. In einem klassischen Netzteil, Trafo und Gleichrichter, herrschen ganz andere Verhältnisse als in einem Schaltnetzteil das mit 100kHz oder mehr getaktet wird. Im Schaltnetzteil muß der Elko hohe Rippleströme mit hoher Frequenz verkraften können. "normale" Elkos machen da schnell schlapp, funktionieren erst garnicht oder gehen sofort kaputt. Dafür brauchts die speziellen "low ESR" Elkos.
In den Datenblättern kann man nun genau nachlesen, für welche Ripple-Ströme, Frequenzen etc der Elko geeignet ist.
Wenn man einen unbekannten Elko vermessen will, sollte man ein LCR Meter mit umschaltbarer Messfrequenz haben. Die Parameter des Elkos ändern sich nämlich blöderweise mit der Frequenz. Sonst kann es passieren daß ein Elko, der laut normalem Multimeter (das den Elko einfach auflädt und dann die Zeit misst bis der Elko sich über einen defiierten Widerstand entlädt) völlig OK zu sein scheint, in Wirklichkeit im geplanten Einsatzbereich (zB Schaltnetzteil mit 100kHz) komplett versagt. Die Messung mit einem Multimeter sagt also meist nicht viel aus.
Man muß auch noch aufpassen, wie alt der Elko ist. Mit der Zeit trocknet das Elektrolyt ein, der Elko verliert an Kapazität und der Innenwiderstand erhöht sich. Deshalb passt man in der Industrie auf, daß man nur frische Elkos verwendet. Liegt ein Elko schon mehrere Jahre irgendwo im Regal, kann er schon altersschwach geworden sein. Den Tomaten im Supermarkt sieht man ja von außen an, wenn sie schon lange rumliegen, und macht sich draus lieber keinen Salat mehr. Den Elkos sieht man aber üblicherweise nichts an, die müssten erst aufwändig vermessen werden. Deshalb wirft man zu alte Elkos lieber weg und verwendet Neuware - das ist billiger.
Kurzum: alles nicht so einfach. Wenn Du einen defekten Elko ersetzen willst, nimm im Zweifelsfall einfach einen aus der Panasonic FC Serie, die sind gut, für Schaltnetzteile geeignet, und gibt's mittlerweile auch bei Reichelt und Conrad zu kaufen.
so long,
Hias