Turbo Tape


Turbo Tape

von Schnurrz » Sa 5. Okt 2013, 15:06
Hallo an alle,

ich bin neu im Forum und möchte gleich meinen ersten Thread verfassen und mich kurz vorstellen. :beer:

Wer davon nichts wissen will der möge die folgenden Absätze überlesen und gleich zum Technikteil scrollen. :arrow:

Mitte der Achtziger, ich hatte gerade ausgelernt und verdiente recht gut, konnte ich einen nagelneuen Atari 130XE ergattern. Das war damals im Ostteil der Republik nicht wirklich einfach und vor allem teuer. Mein Atari kostete mich fast drei volle Monatslöhne, 30 Scheine mit Kalle Marx vorn drauf, nur der Rechner! Nun mussten da irgendwie noch die Programme rein, eine Datasette war kaum aufzutreiben und das Geld war eh alle. Ein findiger Elektronikbastler aus unserer heutigen Landeshauptstadt Schwerin lötete in mühevoller Heimarbeit Turbo-Interfaces zusammen und vertickte die per Kleinanzeige. Die Platine war handgezeichnet, sogar die Beschriftung war erkennbar, was mir heute überhaupt erst ermöglichte das Teil erneut in Betrieb zu nehmen.
Nach der Wende kam dann ein C64 mit Floppy ins Haus und der Atari verschwand im Keller. Inzwischen ist der C64 lange verkauft aber der Atari lauerte so lange in seinem Versteck bis er mir kürzlich quasi auf den Fuß fiel. Kein Netzteil mehr da? Egal, selbst eins gelötet... funkt...tioniert. :) Über TV-Ausgang Scheißbild, Monitorkabel gelötet...besser. Die abgerissenen Kabel vom Interface flugs wieder angelötet (dank Beschriftung, s.o.), ein neues Audiokabel gelötet, Kassettenrecorder dran, fertig. Natürlich war keine einzige Kassette vom Atari mer da. :?
Für den Fall gibt es a8cas wie ich herausfand. Fix ein paar Tapefiles in Wavesound konvertiert, auf CD gebrannt, Player an Interface gestöpselt, Gehirn angestrengt (welche Tasten musste man da noch drücken beim einschalten?). tadaaa.... nach fast einem Vierteljahrhundert Atariabstinenz mal wieder Kikstart gezockt! Mann, was haben wir uns manche Nacht damit um die Ohren gehauen...

Nun zur Technik. Inzwischen habe ich ein bisschen dazugelernt und rudimentäre Elektronikkenntnisse erworben. Ich habe das Turbo-Interface mal reverse engineered, werde aber aus dem Schaltplan nicht wirklich schlau, ich habe null Ahnung wie die SIO-Schnittstelle funktioniert. Ob ich alles richtig abgekupfert habe werde ich demnächst sehen, Eaglefiles sind erstellt und Teile bei Angelika bestellt. Der V40098D wird durch einen 74HCT368 ersetzt. Der kann nur mit 5 Volt Betriebsspannung betrieben werden (V40098 15V), was aber in diesem Fall egal ist, ansonsten ist er pinkompatibel.

In Digitaler Schaltungstechnik kenne ich mich nicht so pralle aus, ich hoffe hier liest jemand mit der mir auf die Sprünge helfen kann und etwas Licht ins Dunkel bringt. Also soviel reime ich mir selbst zusammen: Der Teil links vom 368er erzeugt aus den unterschiedlichen Tonfrequenzen unterschiedliche Pegel. Pin 1 und 15 auf Masse bedeutet das alle Gatter rein als Hex-Inverter arbeiten. Die gewonnenen H- und L-Signale werden zwei mal durch einen Inverter gejagt, hinten sollte also ein phasengleiches Signal mit sauberem Rechteck rauskommen. Dieses Rechtecksignal gelangt einmal direkt auf S2 und einmal über eine weitere Pufferstufe. Am SIO-Pin 9 erscheint das Rechtecksignal je nach Schalterstellung von S2 also direkt oder invertiert, ebenso wie am Schalter S1. Dieser schaltet das invertierte oder nichtinvertierte Signal auf Gatter 2 sowie auf den Takteingang des rechten Flipflop. Der Ausgang des zweiten Gatters führt auf eine weitere Inverterstufe dessen Ausgang zum Takteingang des linken Flipflop führt. Das bedeutet, egal mit welcher Phasenlage das Signal ankommt, das linke Flipflop bekommt immer den entgegengestzten Pegel wie das rechte Flipflop auf den Takteingang. Das rechte Flipflop schaltet den Ausgang Q bei steigender Taktflanke auf H wenn D H-Potential führt und behält diesen Zustand bis zum nächsten Pegelwechsel an D bei, unabhängig vom Takt. Erhält D nun einen L-Pegel schaltet die nächste steigende Taktflanke den Ausgang auf L und behält diesen Pegel wiederum bis zum nächsten Pegelwechsel an D bei. Soweit komme ich noch mit aber was bewirkt der Schaltungsteil um das linke Flipflop?
Das RC-Glied an der Basis von T1 bewirkt dessen leicht zum Taktsignal verzögertes aufsteuern, das kriege ich auch noch gerafft aber dann ist Ende.

Das ist die eine Sache, die andere die, dass ohne Software nix läuft in Sachen Turbo. Ein Bin-File des Chaos Loaders habe ich hier im Forum gefunden aber wie muss die Hardware dazu aussehen. Ich habe einen Schaltplan für ein 16kB Rom-Modul. Kann ich das Bin-File (4KB) auf einen 2732 brutzeln, reinstecken und alles wird gut oder muss ich einen 27128 nehmen und an irgendwelchen Adressen reinschreiben an welchen Adressen meine Programme zu finden sind?

So, wenn ich noch mehr schreibe liest das eh keiner mehr. :oops:
Also noch fix den Schaltplan vom Interface angepinnt und weg hier. Sollte ich noch allein drauf kommen oder mir irgend jemand auf die Sprünge helfen können und das ganze sozusagen nachbausicher wird, bin ich gern bereit auch die Platinenzeichnungen hier reinzustellen.

Guß Dirk
Turbo-Interface.png
Turbo-Interface.png (7.41 KiB) 3213-mal betrachtet

Re: Turbo Tape

von CharlieChaplin » Sa 5. Okt 2013, 15:33
Nun,

zum "ostdeutschen" Turbo-Tape (6000 Baud, Turbo/Chaos/Schleife, etc.) gab es mal eine Seite von Sven Gleich (an der TU Chemnitz), auf der alle Unterlagen, Schaltpläne und div. Software-Sachen zu finden waren. Leider existiert seine Seite nicht mehr und ich kann nicht sagen, wo man diese Unterlagen derzeit findet. Vielleicht hilft ja ein Webseiten-Archiv a la waybackmachine.com weiter oder jemand beim Abbuc hat alle Unterlagen vorliegen.

-Andreas Koch.

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Sa 5. Okt 2013, 16:37
Hallo Andreas,

danke für deine schnelle Antwort. Leider kann ich im Moment nicht viel anfangen mit den ATR-Files. Eine Floppy für den Atari habe ich nie besessen und mein SIO2SD liegt noch in Einzelteilen bei Angelika im Laden. Cas-Files sind momentan meine einzige Chance.
Waybackmachine.org war ein nützlicher Tip, allerdings gibt es dort auch weder cas-Files noch Input wie ein Rom-Modul aussehen muss.

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von CharlieChaplin » Sa 5. Okt 2013, 20:53
Hmmm,

hast du dort geschaut: http://web.archive.org/web/200711171149 ... rb6000.htm
man findet da links unten "Pictures from Turbo cartridges" mit zwei handgezeichneten Board-Layouts eines Moduls und div. Bildern, wie das bestückte Modul aussieht.

Bei Atariki (http://atariki.krap.pl/index.php/Systemy_turbo) findet man auch Infos zu versch. Turbo-Tapes, nur leider ausschließlich in polnischer Sprache (Google Translate ist da recht lustig) und ähm, zu Turbo 6000 findet man dort kaum etwas...

Beim AtariWiki von C.Strotmann findet man einige Infos zum Turbo-Tape Board, jedoch keinerlei Unterlagen zur Turbo-Cartridge: http://wiki.strotmann.de/wiki/Wiki.jsp? ... 0Interface
Von daher hoffe ich einfach, dass noch ein anderer Abbucianer weiterhelfen kann.
-Andreas Koch.

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Sa 5. Okt 2013, 21:43
Hallo Andreas,

für heute bist du mein Held des Tages. Der erste Link ist ein Volltreffer. Für 4kB Speicher ist offensichtlich nichts weiter nötig als nur das Eprom selber. Also Bin-File drauf und fertg. :D
Wenn ich in meiner Grabbelkiste noch ein passendes Eprom finde wird morgen wieder gebastelt. Ansonsten habe ich noch eine Seite gefunden auf der Cartridges genau erklärt werden. http://wiki.strotmann.de/wiki/Wiki.jsp?page=Cartridges Ist halt auf englisch und wird ein Weilchen brauchen bis ich da durch bin.

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von dl7ukk » So 6. Okt 2013, 10:59
Hallo und Willkommen im Forum,

kontaktiere mal Nortobor, Ralf kennt mit Turbo-Kassette (selfmade) recht gut aus. Er liest hier im Forum mit, sonst mal über PN oder E-Mail ansprechen.

Die Themen Turbo-/ Schleife/ Kassette sind öfter mal im Forum "Gespräch". zB -->hier.

Programme und Tools zum Thema findest Du zB. auch noch bei "jindroush". Die Seite ist leider abgeschaltet, aber sie ist bei ATARIMAX gespeichert.

Ich selbst habe auch mit Turbo meine ATARI-Zeit angefangen und hatte bis einem Jahr auch meine erweiterte XC12 und Steckmodul dazu. Geblieben ist nur wenig Software davon ...


Ich wünsche Allen einen schönen Sonntag.

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Mo 7. Okt 2013, 13:18
a40.jpg
a40.jpg (251.75 KiB) 3109-mal betrachtet
Grützi alle miteinand!

So, habe mir am Wochenende ein paar Gedanken gemacht und nachdem ich die Schaltung von Sven Gleich mal überflogen hatte fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Damit werden im Prinzip nur die Pausen aus dem nervigen Gerödel das vom Band ertönt entfernt. Die von mir angepinnte Schaltung macht nichts anderes. Das die Turbo-Geschichte auf diesem Prinzip beruht wußte ich ja schon, dass das schon passiert sein muß bevor das Gedudel in den alten Klappkasten gepumpt wird ist mir allerdings neu. Jetzt muß ich nur noch herausfinden was es mit dem Ausgang an Proceed auf sich hat. Der wird weder in der originalen XC12 noch in der 1010 benutzt. In der 1010 ließe sich die Schaltung übrigens auch verbasteln, dann müßte lediglich Input statt an Pin8 an Pin14 des LM324 geschweißt werden.

Apropos basteln, das hier ist mein Werk vom Wochenende. Sieht schon gut aus, funktioniert aber noch nicht. Mein Eprommer hat Streit mit mir angefangen, vielleicht weil er sich so unbenutzt fühlte? :?
Wie auch immer, das Eprom in der Fassung bleibt somit so lange leer bis wir uns wieder vertragen haben, schade.

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Mo 7. Okt 2013, 13:34
Hallo Andreas,

vielen Dank für deinen Tip, werde ich mal machen. DL7UKK hörte sich für mich nach einem Amaterfunkrufzeichen an. Also habe ich mal meine Glasgoogle angeworfen und sehe mich bestätigt. Was hast du denn mit den vielen DRAMs von Ibäh vor wenn ich mal fragen darf. Baust du deine Computer selber?

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Mo 7. Okt 2013, 14:20
Kann mir mal einer auf die Sprünge helfen? Ich will eine PN verschicken und drücke auf absenden. Geschafft? Denkste! Die erscheint jetzt im Postausgang aber nicht unter gesendete Nachrichten. Kann ich nicht gucken oder gilt die erst als gesendet wenn der Empfänger sie aufmacht?

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von dl7ukk » Mo 7. Okt 2013, 16:47
Hi,
Schnurrz hat geschrieben: Die erscheint jetzt im Postausgang aber nicht unter gesendete Nachrichten. Kann ich nicht gucken oder gilt die erst als gesendet wenn der Empfänger sie aufmacht?

Gruß Dirk

Doch geschafft ... die PN bleibt im PA bis sie gelesen wurde.


dl7ukk das ist richtig - kommt vom Amateurfunk

Schnurrz hat geschrieben:Baust du deine Computer selber?

Nein, nicht bauen, nur wieder ganz machen und da ist bei mir einiges kaputt gegangen.

Re: Turbo Tape

von Sven » Mo 7. Okt 2013, 21:20
Schnurrz hat geschrieben:Kann ich nicht gucken oder gilt die erst als gesendet wenn der Empfänger sie aufmacht?

Die wird in den PMs im Ausgang geführt bis sie vom Empfänger gelesen wurde.

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Di 8. Okt 2013, 14:25
Öhmm, ja. :oops: Bin ich nun auch schon hinter gekommen, habe inzwischen eine Antwort.
Sodele, da ich schon mal online bin ein kleines Update: Mein Eprommer spricht schon wieder mit mir, schmollt aber noch ein bisschen. Den AVR habe ich neu geproggt und nun geht schon mal was. Leider hat's auch das Latch-IC erwischt, vermutlich hat das letze Eprom das ich proggen wollte einen Treffer gehabt. Neue Teile sind unterwegs und wenn es weitergeht berichte ich hier wieder.

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von Zaxxon-HH » Di 8. Okt 2013, 23:30
Herzlich Willkommen Schnurrz :beer:

schau mal zu dem Thema hier nach:

viewtopic.php?f=15&t=3167&p=42739&hilit=chaos+loader#p42739

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Mi 9. Okt 2013, 17:28
Tach Uli,
heißen Dank. Hatte ich noch nicht gefunden obwohl ich genau solche Infos gesucht habe. Wenn ich das richtig lese hast du den Chaos Loader auf Tape?

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von PacMan » Fr 11. Okt 2013, 16:36
Hallo Dirk,

Danke für das Bild der Platine die im Rechner eingebaut ist. Ich konnte jetzt ermitteln das es sich um
das Turbo-Lade-System (TLS) von Rainer Bastian handelt. Es gibt von ihm auch noch eine Platine wo
bei 1200 Baud Schluß ist aber da bei Dir die Proceed-Line benutzt wird sollte es auch 6000 Baud haben.

TLS-Anschluss.JPG
TLS-Anschluss.JPG (53.47 KiB) 2981-mal betrachtet


Wegen der Belegung von Proceed ist das Interface nicht mit Floppy oder Drucker parallel zu betreiben.
Man kann Proceed mit einem Schalter abschaltbar machen. Dann die Leitung 5P auf MC löten.
In der Originalbelegung der Lötbrücke (1) wird das Siganl des Recorders nicht invertiert. Es kann bei
Programmtausch erforderlich werden, das Signal zu invertieren. Dazu ist die Lötbrücke zu ändern (2).
Immer nur eine Brücke löten !

Grüße,
Steffen

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Fr 11. Okt 2013, 21:38
Hallo Steffen,

erstaunlich was in so einem Forum alles wieder an's Licht kommt. Daran hätte ich mich im Leben nicht mehr erinnert und meine Unterlagen sind seit irgend einem Umzug verschollen.
Mit dem Turbo Modul geht es leider noch nicht voran, den Prozessor auf der Brennerplatine hat es auch zerschossen. Wenn wieder alles funktioniert werde ich hier berichten.

Gruß Dirk

Re: Turbo Tape

von Schnurrz » Mo 14. Okt 2013, 09:07
Chaos.JPG
Chaos.JPG (58.29 KiB) 2871-mal betrachtet
Hallo,

nachdem ich hier zunächst einen Mißerfolg verkündet hatte können Tante Edit und ich jetzt Besseres vermelden. Der "Resettaster" am Modul war mir von vornherein suspekt, also habe ich mich mit dem mal näher befaßt. Der verbindet RD5 mit +5V. Ein Blick ins Handbuch verrät dass das das Signal ist welches dem Rechner die Anwesenheit einer Cartridge mitteilt, soso! Ohne den Taster zu drücken kann das Modul also nur ignoriert werden, das läßt hoffen! Also den Taster festgehalten und eingeschaltet: Interessant, ein quitschgrüner Bildschirm, sonst nix. Den Taster also wieder losgelassen und da sind wir wieder am Eingabeprompt. :?
Nächster Versuch: Taster festhalten und Reset drücken - nichts auffälliges. Nachdem ich den Taster dann los ließ - siehe Foto.
:beer:
Ich vermute diese Maßnahme dient dazu den Speicherbereich den das Modul im RAM belegt nach dem Laden wieder zur Verfügung zu haben.
Falls jemand Interesse an so einem Modul hat möge er mich per PN kontaktieren. Die Platinenvorlage stelle ich gern zur Verfügung und ein Eprom zu bebrutzeln kann ich auch übernehmen.

Gruß Dirk