Lötzinn: Was nimmt man heute?


Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Mathy » Mo 25. Mai 2015, 22:36
Hallo Leute

Von meine alte Rolle Lötzinn ist keine 2 cm mehr übrig und die "neue" Rolle stammt aus der Zeit als Blei noch nicht so lange Verboten war. (Die Chance das ich an Blei aus Lötzinn sterbe, wird deshalb wohl nicht so groß sein) Soll nicht ganz das Gelbe vom Ei sein. Deswegen hier mal die Frage: Was nimmt man anno 2015 denn am Besten wenn man noch jede Menge Atari Hardware Baupakete hat rumliegen die alle noch zusammen gelötet werden sollen?

Tschüß

Mathy (der sich fragt wo wohl seinen zweiten Sys-Check II Bausatz geblieben ist. Auf der NOMAM hatte er ihn noch)

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Snatchbit » Di 26. Mai 2015, 06:46
Hi,
im Privaten Bereich nehem ich immer noch Lötzinn mit Blei. Lässt sich einfacher verarbeiten.
schaust du hier. http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0705261.htm

Bleifreies Lot/Lötzinn
Seit Einführung der RoHS-Richtlinie geht das Schreckgespenst um, dass bleihaltiges Löten verboten ist. Doch bleifreies Lötzinn ist nach der RoHS-Richtlinie nur in kommerziellen Geräten vorgeschrieben. Das bedeutet, im Privatbereich darf man immer noch mit bleihaltigem Lötzinn arbeiten.
Ein bleifreies Lötzinn ist zum Beispiel die Lötzinn-Legierung S-Sn99Cu1 mit Zinn und Kupfer. Eventuell tut man sich mit einem höheren Flussmittelanteil leichter (Zinn/Silber/Kupfer), was dann natürlich auch teurer ist.
Quelle: www.elektronik-kompendium.de

Bleifreies Löten / Löten mit bleifreiem Lötzinn

Hin und wieder gibt es Schwierigkeiten beim Löten mit bleifreiem Lötzinn. Insbesondere einfache Lötkolben eignen sich nur bedingt. Ihre Spitze wird nach einiger Zeit sehr heiß und nach mehrmaligem Gebrauch kühlen sie zu schnell ab.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Qualität der Lötstelle mit dem bloßen Auge kaum feststellen lässt. Eine erkaltete, mit bleifreiem Lötzinn gelötete, Lötstelle sieht immer irgendwie wie ein kalte Lötstelle aus. Besonders Anfänger tun sich schwer damit, festzustellen, ob sie sauber gelötet haben, oder nicht. Der erfahrene Hobby-Elektroniker weiß aus Erfahrung heraus, ob der gerade abgeschlossene Lötvorgang erfolgreich war, oder nicht.
Wenn man folgende Regeln beim bleifreien Löten beachtet, dann könnte trotzdem etwas daraus werden:

Mit einer sauberen und verzinnten Lötspitze arbeiten.
Mit einer Temperatur von ca. 320 bis 340 Grad löten.
Man sollte ca. 3 Sekunden länger auf der Lötstelle bleiben, als gewohnt (damit das Lötzinn richtig verlaufen kann).
Die erkalteten Lötstellen haben eine graue, matte und raue Oberfläche. Sie sehen aus wie eine "kalte Lötstelle".
Quelle: www.elektronik-kompendium.de

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Sleepy » Di 26. Mai 2015, 11:33
Ich nutze privat nach wie vor verbleites Lötzinn.

a) ist der Vorrat den ich habe sowieso schon produziert (also warum entsorgen lassen und neu kaufen - das erzeugt unnötig Müll)
b) lässt es sich besser verarbeiten.

Sleepy

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von GoodByteXL » Di 26. Mai 2015, 12:02
Bleifreies Lot ist wie "bleifreies" Bier ... ;-)

Sleepy hat geschrieben:Ich nutze privat nach wie vor verbleites Lötzinn.
...
b) lässt es sich besser verarbeiten.


Yep, so isses - und mein Vorrat reicht vermutlich noch lange. Hatte ich zusammen mit den Atari-Ersatzteilen auf dem Grabbeltisch bei Conrad in Köln vor über 25 Jahren mitgenommen :-).

Nur meine Weller macht mir Sorgen - das Kunststoffgehäuse ist nach fast 40 Jahren sehr spröde geworden und "crackelt". Der Trafo darin nicht ...

Eine neue Weller ist in Relation heute deutlich preiswerter als damals ...

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von toarnold » Di 26. Mai 2015, 12:15
Ich bevorzuge auch die bleihaltige Variante :D
Interessant finde ich folgenden Thread http://www.ledstyles.de/index.php/Thread/2790-L%C3%B6tzinn-Bleifrei-oder-mit-blei/
Hier haben sich tatsächlich 238% der Teilnehmer für bleihaltig ausgesprochen :lol:

-toarnold

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Sleepy » Di 26. Mai 2015, 13:17
GoodByteXL hat geschrieben:Nur meine Weller macht mir Sorgen - das Kunststoffgehäuse ist nach fast 40 Jahren sehr spröde geworden und "crackelt". Der Trafo darin nicht ...


Wenn Du nach einer neuen Station ausschau hälst würde ich nicht unbedingt zu den aktuellen Geräten greifen. Wir haben in der Firma bei der Umstellung auf bleifrei neue Stationen bekommen (WSD 81), mit denen es deutlich schlechter zu löten geht (auch mit bleihaltigem Lötzinn!) als mit den alten Modellen. Diese haben zwar einen "klobigeres" Handstück und brauchen (aufgrund der zu erwärmenden Masse) länger um auf Betriebstemperatur zu kommen, haben aber dafür (aufgrund der Masse;-) deutlich mehr Reserven (bei gleicher Wattzahl) als die "Neuen". Da muss man, sobald man eine etwas größere Massefläche o.ä. hat, eine andere Lötspitze montieren wo es bei den alten Stationen ausreicht die Temperatur einfach etwas hoch zu drehen.

Im Zweifelsfalle vorher mal testen.

Sleepy

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Wosch » Di 26. Mai 2015, 18:13
Hi.
Löte privat immer verbleit.
Was wichtig ist: Man soll nicht mischen. Also alte Geräte verbleit, neue Geräte normal bleifrei.
Gruß Wolfgang

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Mathy » Di 26. Mai 2015, 19:37
Hallo Leute

Kurze extra Info:

Ich benutze eine Lötstation. "Velleman" steht drauf, vor Jahren hatte Tuxie das gleiche Geräte dabei auf der NOMAM, aber mit 'nem anderen Namen. 48Watt. Genau dieser ist es:

Bild

Die gibt's bestimmt unter noch mehr unterschiedlichen Namen.

Es sollte schon Lötzinn sein mit Blei drin. Gibt es da Unterschiede in der Zusammenstellung?

Tschüß

Mathy

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von tfhh » Mi 27. Mai 2015, 07:27
Moin Mathy.

Mathy hat geschrieben:Deswegen hier mal die Frage: Was nimmt man anno 2015 denn am Besten wenn man noch jede Menge Atari Hardware Baupakete hat rumliegen die alle noch zusammen gelötet werden sollen?

Thomas hat die auch für mich wichtigen Fakten aus dem Elektronik-Kompendium bereits hier veröffentlicht, ich denke, da ist nicht viel mehr zu sagen. Klare Empfehlung im Privatbereich: Bleihaltiges Lot.

Die Verarbeitung ist einfacher, insbesondere für Leute, die nicht jeden Tag löten wie die Irren. Zudem gibt es noch einen Punkt, der bisher nicht genannt wurde (nur indirekt). Das Löten mit bleifreiem Lot erfordert deutlich höhere Temperaturen. Selbst wenn man eine gute Lötstation hat (bleifrei löten mit einem Handkolben ist ein No-Go!), hat man mehr mit Verrußung etc. zu kämpfen.

Und ein weiterer Punkt... manche Materialien, Stecker z.B. (SCART, DIN usw.) lassen sich auf Anhieb nicht immer gleich optimal löten, weil die Metalle nicht sofort Lötzinn annehmen. Da hat dann jeder so seine Tricks wie Aufrauen mit der Feile, Lötfett vorher drauf, kurz aber besonders heiß löten usw.usf. - viele Wege führen nach ROM. Bei bleifreiem Lot wird dies nur ungleich schwieriger, da die Temperatur deutlich höher gestellt werden muß und dann so mancher Stecker etc. sich in Wohlgefallen auflöst, bei SCART z.B. die Kontaktzungen sich "durchschmelzen" usw... ist halt alles Kunststoff und oft bekommt man nicht die optimale Qualität, wenn man Standard-DIN-Stecker, Klinkenstecker etc. kauft.

Grüße, Jürgen

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Sleepy » Mi 27. Mai 2015, 18:53
tfhh hat geschrieben:Bei bleifreiem Lot wird dies nur ungleich schwieriger, da die Temperatur deutlich höher gestellt werden muß und dann so mancher Stecker etc. sich in Wohlgefallen auflöst, bei SCART z.B. die Kontaktzungen sich "durchschmelzen" usw... ist halt alles Kunststoff und oft bekommt man nicht die optimale Qualität, wenn man Standard-DIN-Stecker, Klinkenstecker etc. kauft.


Da kann ich tfhh nur beipflichten.

Wenn man zu Markenfabrikaten greift und in die Stecker etwas mehr investiert bekommt man temperaturbeständigen Kunststoff und die Teile lassen sich i.d.R. auch löten ohne sich dabei in Wohlgefallen aufzulösen. Das konnte ich sehr gut bei den DIN-Steckern für Monitorkabel oder Spannungsversorgung erfahren: bei den Billigheimern stellen sich die Kontaktstifte gerne, selbst bei vorsichtigem Löten, in alle Reichtungen weg. Bei Markensteckern z.B. von Hi****mann, ist das kein Problem; da lässt sich ggf. auch mal ein falsch aufgelegtes Kabel noch mal korrigieren ohne dass man den Stecker danach wegschmeissen kann. Das ist am falschen Ende gespart.

Sleepy

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Mathy » Mi 27. Mai 2015, 21:06
Hallo Leute

"Lötfrei" gibt's also nur in einer Variante (wenn's darum geht was da noch so drin ist ausser Blei)?

Tschüß

Mathy

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Snatchbit » Do 28. Mai 2015, 07:17
Mathy hat geschrieben:
Es sollte schon Lötzinn sein mit Blei drin. Gibt es da Unterschiede in der Zusammenstellung?

Tschüß

Mathy


Hi,
ja es gibt da Unterschiede mehr als einem lieb ist. Nicht nur beim Lot gibt es verschiedene zusammenstellungen auch beim Flussmittel.Beim Thema Lötzinn und Flussmittel sollte man darauf achten das man welches nimmt was für Elektronik gedacht ist. Es gibt da Flussmittel mit zum Beispiel hohen Säuregehalt. Das macht das Löten noch einfacher aber wenn man Pech hat korrodieren dann später die Anschlussbeinchen. Die Art des Flußmittels ist auf der Rolle angegeben z.B. F-SW 26 und eine Din Nummer z.B. DIN EN 29454.
Wer nicht möchte das seine alten Schätze nach einiger Zeit durchkorrodierte Beinchen hat wegen der Säure sollte auch auf die Art des Flussmittels achten. Ich habe mir auch angewöht nach dem löten die Reste mit Isopropanol oder Spiritus abzuwaschen.

Zur Info habe ich hier noch einen Link mit den Arten von Flussmittel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Flussmitte ... ilfsmittel

Zum Thema unterschiedliche Lote der Link hier:
http://www.elektrik-trick.de/lot.htm

Oder einfach im Stannol Forum mal vorbeischauen:
http://www.stannol.de/fileadmin/Service ... /index.php

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Mathy » Sa 30. Mai 2015, 22:25
Hallo Leute

Der E-Shop hier im Ort hatte nur noch eine Variante in "Bleihaltig". Diese hier. Jetzt muss ich also nicht nur sorgen für guten Durchzug, sondern auch noch die Arbeitsschuhe mit Stahlkappen anziehen bevor ich mit dem Löten anfange. :mrgreen:

Tschüß

Mathy

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von olix » So 31. Mai 2015, 10:10
Mal eine ganz trriviale Frage:

Das meiste Lötzinn im elektronik Bereich hat ja bereits Flussmittel integriert. Wann und für was verwendet man denn eigentlich noch zusätzlich externes Flussmittel?

Oliver

Re: Lötzinn: Was nimmt man heute?

von Speak » So 31. Mai 2015, 10:35
Moin,

ich habe seit der AMIGA Restauration und dem Aufbau vom SYS-Check nur noch einen Satz im Kopf:

'Löthonig ist Dein Freund'.

Ich nutze also einen Pinsel und Löthonig (aufgelöstes Kolophonium) und relativ dünnes Lot (ohne Flussmittel), wobei ich die zu lötenen Stellen vorher mit dem Pinsel und Löthonig dünn benetze und positioniere.

Und dann Lötstation und Lot --> eine schöne Sache.

Mit Azeton/Zahnbürste bekommt man überschüßigen Löthonig auch wieder weg.

Schönes Rest WE - Speak