Mitmachen ist angesagt :)


Mitmachen ist angesagt :)

von GoodByteXL » Fr 22. Jun 2012, 09:41
Breitbandtest der Bundesnetzagentur:

http://www.initiative-netzqualitaet.de/startseite/

Hoffentlich wird wie in den Niederlanden dem Traffic Shaping der Garaus gemacht.

Re: Mitmachen ist angesagt :)

von dl7ukk » Fr 22. Jun 2012, 22:27
Hi,

wozu eine solche Studie ?

Zum Verteilen eines Bundestrojaners :?::?:

Re: Mitmachen ist angesagt :)

von GoodByteXL » Sa 23. Jun 2012, 06:59
dl7ukk hat geschrieben:Hi,

wozu eine solche Studie ?

Zum Verteilen eines Bundestrojaners :?::?:

Hm, eigentlich bist du für intelligentere Kommentare bekannt :roll: .

Die Internetprovider betreiben heftig Traffic Shaping, vor allem um die Datenpakete ihrer eigenen Angebote im Bereich Video- und TV-Streaming vorrangig durch das Netz zu leiten und blocken mit verschiedenen Methoden andere Datenpakete. Dazu nutzen sie u.a. 'Deep Paket Inspection', um die tatsächlichen Inhalte der Datenpakete festzustellen und bewerten zu können. Wer per VPN Medieninhalte aus anderen Ländern nutzt, kennt den teilweise eklatanten Unterschied im Datendurchsatz.

Wer den Datendurchsatz seiner Internetverbindung live überwacht, sieht das regelmäßig.

Die Niederlande haben im Mai ein neues Gesetz verabschiedet, das den Providern genau das untersagt, damit die Netzneutralität gewahrt bleibt.

Diese Studie dient dazu festzustellen, wie die Versorgung tatsächlich ist, denn ansonsten gibt es dazu nur die "Selbstauskünfte" der Provider.

Re: Mitmachen ist angesagt :)

von cas » Sa 23. Jun 2012, 16:09
Fefe (Felix von Leitner) zum Thema Traffic Shaping

http://blog.fefe.de/?ts=b1299cac

Zur Meinungsbildung ...

Re: Mitmachen ist angesagt :)

von tfhh » Do 28. Jun 2012, 13:49
Moin,

GoodByteXL hat geschrieben:Die Internetprovider betreiben heftig Traffic Shaping, vor allem um die Datenpakete ihrer eigenen Angebote im Bereich Video- und TV-Streaming vorrangig durch das Netz zu leiten und blocken mit verschiedenen Methoden andere Datenpakete. Dazu nutzen sie u.a. 'Deep Paket Inspection', um die tatsächlichen Inhalte der Datenpakete festzustellen und bewerten zu können.

Hmmm... Ja, und? Was ist daran verwerflich? Ich denke, hier wird ein nicht passender und negativ vorbelasteter Begriff genutzt, um "Stimmung" zu machen.

Fakt ist: Der Bandbreiten-Hunger ist enorm und steigt schneller als das Moore´sche Gesetzt von Jahr zu Jahr. Auf der anderen Seite darf alles nichts kosten. Währenddessen in den USA ein >10 MBit/s Breitbandzugang oft und häufig mal über 100 Dollar (Flatrate) im Monat kostet, ist hierzulande der "Satz" bei 30 Euronen angekommen. Alles darüber können TelCo Anbieter nur mit Zusatzleistungen verlangen. Und davon geht bereits 1/3 (grob) an die DTAG für die Leitungsmiete weg (Ausnahme: Stadtnetzbetreiber mit eigener Infrastruktur).

Da ich bei einem großem TelCo-Unternehmen arbeite, bin ich sicher nicht ganz neutral. Was ich aber sagen kann, ist, daß nicht nur bei uns das Thema "Festnetz" auf der Kippe steht. Der einzig sinnvolle Weg wäre, alle Haushalte mit Fiber auszustatten - dies ist jedoch schlichtweg in Deutschland unbezahlbar. Schuld sind hier vorallendingen die hohen Genehmigungs- und Baukosten für die nötigen Straßenbauarbeiten. Kein Anbieter in Deutschland traut sich an eine flächendeckende Versorgung mit Fiber.

Auf der anderen Seite erwartet der Kunde, daß Youtube, Fernsehsender-Streams flüssig laufen, eBay sich schnell genug meldet, um 5 Sekunden vor Gebotsende abzusahnen, usw.usf. - ohne intelligentes Netzmonitorung und entsprechende Priorisierung läßt sich dies nicht bewerkstelligen. Natürlich werden auf großen Backbones Streamingpakete zur Zeiten der Fußball-WM priorisiert... dafür dauert´s dann halt woanders etwas länger.

Der andere Weg wäre, wieder auf starre, niedrige Bandbreiten für alle zurückzugehen oder 2-Klassen Netzsegmente einzuführen. Das kann auch nicht wirklich Ziel sein. Und der Ausbau kabelgebundener Transportsysteme ohne Fiber ist definitiv am Ende des physisch Machbaren.

GoodByteXL hat geschrieben:Wer den Datendurchsatz seiner Internetverbindung live überwacht, sieht das regelmäßig.

Diese Studie dient dazu festzustellen, wie die Versorgung tatsächlich ist, denn ansonsten gibt es dazu nur die "Selbstauskünfte" der Provider.

Dieser Test ist totaler Schwachsinn (sorry... aber es IST so) wie alle Speedtests dieser Art. Sie zeigen immer nur eine winzige Momentaufnahme, die rein garnichts über die Performance im Allgemeinen aussagt.

Es gibt mittlerweile viel mehr Probleme bei diversen Anbietern mit der Netto- als denn mit der Bruttoleistung der Bandbreite. Als Brutto-Bandbreite bezeichne ich die Bandbreite, die physikalisch zwischen DSLAM und CPE (=Endgerät beim Kunden, d.h. DSL Modem, Router etc.) ausgehandelt wird. Die Netto-Bandbreite ist das, was "gemessen" beim Kunden fließt.

In meinem Fall liefert dieser Test Vollausschlag bei 50 MBit/s. Ab 50 MBit/s regelt mein Anbieter (VDSL Anschluß) ab, technisch wären über 100 MBit/s möglich. Wenn ich Downloads von mehreren Quellen parallel durchführe, erreiche ich immer, egal zu welcher Uhrzeit, die volle maximale Performance. Das ist auch bei den meisten anderen xDSL Anschlüssen nicht anders. Und trotzdem habe ich, wie alle anderen "normal DSL Speedler" in den Abendstunden teilweise heftige Verzögerungen im Seitenaufbau. Manchmal bricht auch der DNS leicht ein. Manchmal werden Webseiten nicht vollständig geladen, usw.usf. - da spielt es keine Rolle, wie "fett" die Leitung technisch ist.

Was problematisch ist, sind die Latenzen und Antwortzeiten im persönlichen Gebrauch des Users. Dem Powersauger sind die Antwortzeiten seines DNS wurscht, solange die MByte/Sekunde Saug-Anzeige passt. Dem notorischem Schnäppchenjäger bei diversen Auktionshäusern kümmert die Bandbreite nicht, solange eBay & Co. nur flink genug reagiert. Und so weiter...

Natürlich wäre es ein Traum, alle User glücklich zu machen. Dazu wären aber immense Investitionen nötig, die sich bei den aktuellen Tiefstpreisen für einen Rundum-Sorglos-DSL-Anschluß einfach nicht rechnen. That´s it.

Im Übrigen gibt es (europäisch gesteuerte) Versuche, Breitbandanbietern das "bis zu" bei Bandbreiten-Angaben zu verbieten. Kommt dies durch, tritft es vorallendingen die Kunden, die weit weg von der nächsten Vermittlungsstelle wohnen. Sie bekommen dann garkein DSL mehr, weil kein Anbieter das Risiko eingeht, bei hoher Dämpfung grenzwertige Anschlüsse zu schalten. Auch Kunden, die potentiell 12-13 MBit/s per SRA etc. bekommen würden, werden dann - wie früher bei der Telekom gängige Praxis - auf 6 oder 4 MBit/s gedrosselt, damit es ja keine Probleme gibt und sich keiner beschweren kann.... wer will das?

Gruß, Jürgen

Re: Mitmachen ist angesagt :)

von 1NG » Do 28. Jun 2012, 16:51
Ergänzend fällt mir noch ein, dass das Traffic Shaping auch gern so benutzt, dass die Tests alle sehr schön hohe Zahlen liefern, während "normal" Internet benutzen dann kaum noch Traffic bietet.

Praxis Beispiel: Kabelinternet und Test auf Wieistmeineip.de und andere. Dort zeigt der Test beste Werte für den Datentransfer, obwohl die Leitung sonst gern lahmt (auch bei großen Providern wie den MSDN-Servern von Microsoft).
Solange der Internetdienstleister weiß, wo die Tests laufen kann er immer schön hohe Prioritäten dafür vergeben. Das wird bei diesem Test (von Posting ganz oben) auch nicht auszuschließen sein. Interessant ist dann höchstens das Fazit: "Deutschland hat Flächendeckend schnelles Internet" Das ist doch toll!
Insofern glaube ich auch nicht, dass der Test etwas bringt.

Re: Mitmachen ist angesagt :)

von Sven » Do 28. Jun 2012, 17:59
Walter hat es schon richtig erkannt. Aktuell ist es doch heute so, dass es nur wenige DSL-Tarife gibt, die unterm Strich nicht das garantieren müssen was sie bieten.

Beispiel: Ich habe seitens der DTAG ein "Produkt DSL-1000". Tatsächlich habe ich aber DSLlite (384kBit). Es gibt für meine Bandbreite keinen Tarif (mehr), somit werde ich als DSL-1000 "geführt".

Diese "Initiative" will daher eigentlich nur herausbekommen, wie die tatsächlichen Bandbreiten in Deutschland sind. Es geht nicht darum, zu welcher Zeit welcher Datendurchsatz möglich ist.

Zitat der Site:
In diesem Rahmen ermittelt die Initiative Netzqualität im Auftrag der Bundesnetzagentur Messwerte, um ein Abbild der angebotenen und der tatsächlich verfügbaren Datenübertragungsraten zu erhalten.


Bezüglich der Argumentationen des Datendurchsatzes und der schwankenden Rate: ein sehr leidiges Thema.
Zunächst gibt es einen Carrier, der die physikalische Verbindung bereitstellt. Dann gibt es einen Provider, der die eigentlich Verbindung ins Internet bereitstellt. Zum Schluß gibt es viele Provider im Internet, die (einfach ausgedrückt) das Internet bereitstellen.
Obwohl vermutlich der Flaschenhals ab dem DSLAM beginnt, kann heute keiner sicherstellen, dass die Performance eines Internetzugangs für alle Ziele gleich ist. Gerade bei immer weiter steigenden Bandbreiten müssen nicht nur die Transportkapazitäten angepasst werden, sondern auch die restliche Infrastruktur (Server).

Meine Server (und ich glaube auch der ABBUC-Server) haben nur Anbindungsbandbreiten von 100MBit (physikalisch). Saugen 2 VDSL-User an dieser 100MBit ist diese "dicht" und die Performance geht runter...

Shaping kann eine der möglichen Lösungen sein, Traffic im Internet zu priorisieren und die Qualität sicherzustellen. Gerade bei zeitkritischen Anwendungen (VoIP, Videotelefonie...) ist diese Priorisierung sehr wichtig. Man sollte nicht vergessen, dass das Internet bisher "nur" für Datenübertragung ausgelegt und bisher auch weitestgehend genug Platz auf der Datenautobahn verfügbar war. Nun kommen aber Services zunehmend auf den Markt, dessen Akzeptanz und Leistungsfähigkeit massiv leiden würde, wenn ohne Priorisierung Gesprächtsunterbrechungen etc. an der Tagesordnung wären.

Die Angst ist nachvollziehbar, aber eine mögliche Alternative, qualitativ höherwertige Dienste zu übertragen.