Mathy hat geschrieben: ↑20.05.2023 12:18
Das Problem ist wie immer das wenn keiner die Hardware kauft, es auch keine Software geben wird. (Was übrigens nicht heissen will, das es Software geben wird, wenn man die Hardware unterstützt. Aber ohne Hardware keine Software)
Das ist aus meiner Sicht absolut falsch. Es heißt nicht ohne Grund seit Jahrzehnten in der IT "Software buys Hardware". Apple ist eines der besten Beispiele für diesen Grundsatz. Nicht die technische Überlegenheit von Macs und anderen Apple-Produkten hat deren Erfolg beschert, sondern die gute Software. Macs waren selten technologisch den anderen PCs und sonstigen Geräten voraus, aber die einheitliche GUI, strenge Vorgaben für Drittanbieter und im Allgemeinen stabil laufende Anwendungen waren der Grund, warum Leute zum Mac gewechselt sind oder es von Anfang an in Betracht gezogen haben.
Die ganzen ehemaligen professionellen (Werbung, Marketing, DTP, Musik, Satz, ...) Atari ST Anwender sind primär zu Mac-Usern geworden, weil es eben dort die Sachen gab, die man vom Atari ST her kannte - nur besser und moderner. Im professionellen Umfeld spielen 500 Euro mehr oder weniger keine Rolle, man kauft die Hardware, die für die eigene Wunsch-Software am besten geeignet ist. Und so kann man Dutzende von Beispielen finden.
Für unseren 8-Bit ist es nicht anders: Seit mittlerweile 15 (oder mehr?) Jahren gibt es VBXE. Wieviel wirklich ernstzunehmende Software-Produkte gibt es dafür? Verkauft wurden deutlich über tausend Stück laut Aussage von Candle & Lotharek. Es liegt also nicht an der nicht vorhandenen Hardware-Basis.
Aus meiner Sicht ist das heutige Problem, daß wir nicht genug Coder haben. Und zwar Coder, die sich wirklich die Mühe machen, auf Maschinenebene zu entwickeln. Auf dem Atari 8-Bit nützen einem C- und PHP etc. Programmierer nichts, da braucht man eben jene, die noch geizig mit Bytes coden. Meine eigenen Projekte sind deswegen genauso "auf Eis" wie im anderen Thread der externe Programmer für The!Cart. Die Hardware dafür stricke ich in 2-3 Tagen zusammen, aber ich habe weder Ahnung von der Programmierung eines USB Stacks noch kann ich so begnadet wie Jac! mit Assembler umgehen, um den Atari-Teil zu realisieren. Mein eigenes Sys-Check wäre viel weiter, wenn es Coder geben würde, gefragt habe ich viele und oft genug... (kein Vorwurf - es ist wie es ist, wie haben alle ein Leben).
Weitere coole Hardware, die zum Beispiel in Polen entwickelt wurde, dümpelt ebenso vor sich hin, weil es keine Software gibt. Oder weil deren Entwickler sind nicht die Mühe machen (oder es nicht können) und das Ganze auf Englisch veröffentlichen und - das ist viel wichtiger! - hinterher auch supporten. Also bleibt die Entwicklung "sehr lokal", was schade ist. Und es liegt ja nicht an den Kosten, denke ich mal. Es gibt viele neue Spiele auf dem XL in den letzten Jahren, aber kaum welche, die Multi-User Gaming supporten über z.B. das preiswerte SIO-Link.
Das ABBUC-USB Modul ist seit 20 (?) Jahren zu erwerben und wieviel Software gibt es dafür...? Eben. Ich würde (und der Club sicher auch) einem ernst zu nehmenden Entwickler eines schenken, wenn es daran scheitern sollte. Was meines Wissens nach in der Vergangenheit auch schon gemacht wurde.
Keine Vorwürfe an irgendjemand - ich kann es ja selbst nicht. Aber DAS ist das Problem, nicht mangelnder Hardware-Absatz. Im Gegenteil, irgendjemand stellt irgendetwas auf AtariAge vor: "Shut up and take my money" ist die erste, dutzendfache Reaktion.
Just my 2 cents, Jürgen